Stiftung -Künstlerhof Roter Ochse-
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16.10.2012 - FREIES WORT - Lokalausgabe Hildburghausen Übersicht | Drucken

Faszination in Form und Farbe

"Weltenbilder" hat Verena Hahn, die Stipendiatin im Schleusinger Künstlerhof, ihre Ausstellung genannt. Sie wurde am Wochenende eröffnet und ist bis zur Finissage am 28. Oktober zu sehen.
Von Karin Schlütter

    Verana Hahn, die junge Künstlerin aus Weimar, die zur Zeit als Stipendiatin im Künstlerhof Roter Ochse lebt und arbeitet, ist selbst gespannt, wie sich ihre Kunstwerken entwickeln werden. Sie präsentiert einiges in ihrer Ausstellung "Weltenbilder", die noch bis zum 28. Oktober zu sehen ist.


Schleusingen - "Wenn ich mich Verena Hahn Arbeiten nähere, muss ich es behutsam tun, denn ihre Arbeiten sind fragil, vergänglich, morbid. Sie erzählen die große Weltengeschichte vom Entstehen und Vergehen. Von der Schönheit des Beginnens und der Schönheit des Endens." So beschreibt es Benedikt Solga, der Schleusinger Bildhauer. Er habe es gerne übernommen, zur Vernissage von Verena Hahns Abschluss-Ausstellung "Weltenbilder" etwas zu sagen, denn er schätze sie als Künstlerin und kompetente Kollegin.

Kunst für alle Sinne

Was Benedikt Solga sagt, passt in die Atmosphäre dieses Samstagabends im Künstlerhof, in dem die Besucher bei einem Glas Wein sitzen und zunächst Kunst mit Ohren und die Seele genießen. Denn der junge Christian Thadewald verzaubert die Besucher einmal mehr mit seinem Klavierspiel. Der junge Mann, der in Weimar auf Lehramt Musik studiert, ist schon Stammgast im Künstlerhof. An diesem Abend begeistert er aber auch mit seinem Spiel an der Oberlinger-Orgel. Dass diese wieder einmal erklingt, freut Künstlerhof-Stifter Klaus Niemann besonders.

Um die 35 Kunst- und Kulturinteressierte haben den Besuch im Künstlerhof dem bei Florian Silbereisen vor den Bildschirmen vorgezogen und es gewiss nicht bereut.

Denn es ist ungewöhnlich und faszinierend, was Verena Hahn, macht. Sie selbst bezeichnet sich als forschende Künstlerin, die der Natur sehr nahe ist. Dort findet sie den Stoff, aus dem sie ihre Werke entstehen lässt. Das, was sie dann beim Rundgang zeigt, ist ein Stück Schleusinger Natur in ganz außergewöhnlicher Variante. "Die Materialien haben lokalen Bezug", sagt sie. Ich habe nach der ältesten Technik wie man aus Pflanzen Farben macht, den Saft gewonnen und teilweise mit Alaun versetzt. Das ist ein Salz, das sich zu Kristallen bildet." Mit ihren Naturfarben und ihrer Maltechnik hat sie mittels Aquarellpinsel Tropfen auf verschiedene Papiere zu wunderbaren Motiven gezaubert. "Haben sie auch Butterblumen verwendet", wollte Hobbymalerin Helga Hübner wissen. "Nein, die waren nicht mehr da als ich kam", schmunzelt Verena Hahn. "Es spricht mich sehr an, was sie machen", sagt Frau Hübner. Dabei ist es für Verena Hahn selbst immer wieder spannend, zu sehen, was entsteht, wie sich ihre Werke entwickeln. "Und wenn sie in zwei Wochen wieder kommen, kann es sein, dass sich die Farben der Bilder schon wieder verändert haben."

In einer kleinen Vitrine liegen weiße Blätter. "Es sind Schleusinger Blätter, mit Porzellan-Masse bestrichen und gebrannt", erklärt sie den staunenden Besuchern. "Sie werden Teil meines Herbariums, das ich mir angelegt habe." Sie dankt den "vielen Helferlein", die ihr bei der Gestaltung der Ausstellung geholfen, ihre filigranen Schleusinger Blätter im Brennofen haltbar gemacht haben.

Sie zieht auch mit ihrer Ausstrahlung in den Bann, mit der Leidenschaft für ihre Kunst, an der sie Zuhörer und Zuseher teilhaben lässt.

Im zweiten Teil ihrer Ausstellung führt sie ihre Vernissage-Gäste hinüber ins zweite Atelier hoch oben im Neubau des Künstlerhofes. Hier hängen Glaskolben - natürlich aus Lauscha - an kaum sichtbaren Nylonfäden von der Decke, gefüllt mit Pflanzenfarben.

Zauberhaftes Farbenspiel

Sie bilden - von zwei Scheinwerfern angestrahlt - ein zauberhaftes Farbenspiel und tropfen, mal mehr, mal weniger, so wie sich die Atmosphäre durch die Menschen im Raum verändert. Verena Hahns Installation wird es in dieser Art anderswo so nicht geben. "Jeder Prozess läuft an anderer Stelle unterschiedlich ab", hat es Benedikt Solga eingangs erklärt. "Der Ausgang ist oft ungewiss. Was bleibt ist ein gewisses Maß an Unsicherheit. Aber das richtige Maß. Das Gute. Ihre Arbeiten sind das was sie sind, wahr und sinnlich. Schön eben."

So wie die tropfenden Glaskolben, von denen sich die Besucher gar nicht losreißen können. Neben mir raunt jemand: "Dass wir so etwas Schönes hier erleben dürfen in unserer kleinen Stadt . . .

Ausstellung "Weltenbilder" von Verena Hahn im Schleusinger Künstlerhof Roter Ochse ist bis 28. Oktober samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr geöffnet. Zur Finnisage und Verabschiedung der Künstlerin sind alle am Sonntag, 28. Oktober, 17 Uhr, eingeladen.

aktualisiert von Thomas G. Marzian, 16.10.2012, 08:50 Uhr