Home






Pressearchiv
10.02.2009 - FREIES WORT - Lokalausgabe Hildburghausen Übersicht | Drucken

Neujahrsempfang Künstlerhof "Roter Ochse"


Künstlerhofstiftung -
Das Wendejubiläum im Focus - Neujahrsempfang für ehrenamtliche Helfer und Förderer / Ost-West-Familiengeschichte

Von Jürgen Lautensack


Schleusingen – Dieses Jahr 2009 – das Jahr 20 nach dem
Mauerfall – soll auch für den Künstlerhof Roter Ochse ein besonderes werden, ein Jahr, in dem sich diese große friedliche Revolution, dieses noch kurz zuvor undenkbare Ereignis, häufig widerspiegelt. Das wünscht sich Klaus Dieter Niemann – für den Künstlerhof, für Schleusingen, für das weitere Zusammenwachsen Deutschlands, und nicht zuletzt für sich selbst. Denn auch gerade seine Familie litt sehr unter der langen Teilung, war über Jahrzehnte auseinandergerissen worden.

Vielleicht liegt ihm deswegen so viel daran, nichts von den vielen persönlichen Erlebnissen in Vergessenheit geraten zu lassen, die er und so viele andere Familien mit der Teilung verbinden. Dramatische Erlebnisse, aber genauso spannende oder amüsante.

„Ich müsste das alles mal aufschreiben“, sagt Niemann, der im Westen lebte, dessen Familie aus Schleusingen stammte, der auch schon vor 1989 öfter die DDR und seine Heimatstadt besuchte. Wer ihm zuhört, wenn er erzählt von seinen Besuchen in Erfurt und Schleusingen vor 20, 30 oder 40 Jahren, von den Grenzkontrollen und wie man sie leichter überstehen konnte, der Freude darüber, dass dies alles so unerwartet ein Ende hatte, hört ganz deutlich einen Mann reden, für den mit dem Mauerfall in der Tat ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Und so wird dieses Thema im Roten Ochsen das ganze Jahr hindurch immer wieder eine besondere Rolle spielen.

Natürlich hält das am Freitagabend vorgestellte Jahresprogramm des Künstlerhofes die ganze Palette an Veranstaltungen parat, die die Besucher kennen: Lesungen, Ausstellungen, Konzerte, Kabarett, gestaltet von gestandenen Künstlern, aber auch von Laien und Schülern. So ist – um nur die ersten Höhepunkte zu nennen – für Mitte März ein Schülerkonzert geplant, die alle für die Schleusinger Orgel musizieren wollen. Am 21. März gibt es nachmittags für Kinder ein Märchen mit Kolja Liebscher, abends Kabarett, am 29. März den Ostermarkt. „Im Sommer möchten wir einmal einige Chorkonzerte anbieten“, kündigte Vorstand Klaus Stang außerdem an. Zum Stadtfest im Juni wird eine Ausstellung „Mode und Technik“ von Konrad Schmidt gezeigt. Und im September kann Marianne Didschuneit ihr künstlerisches Schaffen in einer ganz persönlichen Ausstellung präsentieren.

Mit allem hoffen Vorstand und Kuratorium wieder so oft wie möglich den Geschmack des Publikums zu treffen, wie das im vergangenen Jahr sehr oft recht erfolgreich der Fall war.

54 Veranstaltungen 2008

Aber, so Klaus Stang, es werde nicht mehr eine so große Zahl an Veranstaltungen geben, die 54 im Jahr 2008 seien für das eher kleine Team kaum mehr ordentlich abzusichern. Was bei steigenden Besucherzahlen auch aufgefallen ist: „Es kommen immer öfter und immer mehr Auswärtige hierher“, stellte der Vorstand fest. Die Verbindung über die A 73 bringt die Welt noch schneller nach Schleusingen. Junge Filmemacher des Medienzentrum Henneberg Land, die ebenfalls im Künstlerhof eine Heimstatt haben, haben den Bau der Autobahn in einen unterhaltsamen Film verpackt, für den es am Freitagabend viel Anerkennung gab.

Als spektakuläre Höhepunkte sind vor allem zwei Projekte anzusehen, die auch mit dem 20. Jahrestag des Mauerfalls zu tun haben. Zum einen hat Klaus Dieter Niemann – wie schon öfter bei ganz außergewöhnlichen Dingen – eher durch Zufall die Schau „Prometheus“ nach Schleusingen holen können. Diese wurde 1982 von DDR-Künstlern anlässlich Goethes 150. Todestag gestaltet, nach wenigen Tagen aber bereits verboten. Nun wird sie Anfang Oktober in den Künstlerhof kommen. „Das wird ganz sicher ein besonderes Ereignis für die ganze Region“, hofft Niemann.

Zum zweiten wurde erst Donnerstagabend auch die Entscheidung für einen neuen Stipendiaten getroffen. Der junge Künstler will sich mit etlichen Aktionen im öffentlichen Raum auch mit dem Thema Wende beschäftigen, Jugend und Zeitzeugen zusammenbringen. Der künftige Stipendiat bezeichnet sich als Regisseur und Entwickler dokumentarischer Projekte und war zuletzt in Aachen beschäftigt. Aus den 16 Bewerbungen für das diesjährige Stipendiat wählten Vorstand und Kuratorium ihn aus, um hier zwischen Mai und Oktober an seiner Kunst zu arbeiten.

Doch vor diesem aufregenden Jahr 2009 setzten sich Mitglieder der Stiftung und des Vorstandes, Helfer und Unterstützer der Arbeit des Künstlerhofes am Freitagabend zusammen, genossen den von Familie Niemann bereiteten Spießbraten und Pfälzer Wein und nutzten die seltene Gelegenheit zur Plauderei in gemütlicher Runde.

 



aktualisiert von Thomas G. Marzian, 23.04.2010, 14:35 Uhr
Startseite | Kontakt | Impressum | Datenschutz © Roter Ochse Schleusingen