Künstlerhof: Märchenhafte Schatten am Weltpuppenspieltag
Schleusingen.Er wollte zum internationalen Tag des Puppenspiels seinen Beitrag leisten und das in seiner Heimatstadt. Und so hat Kolja Liebscher, der Schleusinger Pole Poppenspäler, sein Bühnenensemble mit der größeren Schattenspielbühne und zwei kleinen Nebenschauplätzen – der Figurenbühne und der kleineren Schattenspielbühne – im Künstlerhof Roter Ochse aufgebaut.
von Karin Schlütter
Kolja Liebscher, hier an einer seiner Nebenbühnen.
Und obwohl draußen die schönste Frühlingssonne lachte, waren am Samstagnachmittag 40 kleine und große Zuschauer gekommen, um das Märchen vom tapferen Schneiderlein als Puppen- und Schattenspiel zu erleben.
Obwohl es rein inhaltlich der Grimmschen Vorlage Rechnung trug, hatte Kolja Liebscher dem „Tapferen Schneiderlein“, doch seine ganz individuelle Handschrift gegeben. Mal ließ er die selbstgefertigten bunten Figuren im „Nähkästchenhaus“ des Schneiderleins spielen, mal die Schattenspielfiguren in Aktion treten. Er erzählte und spielte und pfiff und musizierte . . .
Und vor der Bühne lauschten und staunten die Kinder, fieberten mit dem Schneiderlein mit, wie es das Einhorn fing und die Riesen austrickste, um die schöne Prinzessin zur Frau zu bekommen.
Nach 50 Minuten erntete Kolja Liebscher den verdienten Applaus für sein jüngstes großes Stück. Und ließ die Zuschauer dann einen Blick hinter seine Bühnen werfen, erklärte den Mechanismus der Schattenfiguren. Und die Kinder durften die Figuren dann auch selbst bewegen. „Mir hat es sehr gefallen“, strahlt die sechsjährige Kiara. Und am besten fand sie das tapfere Schneiderlein selbst. Jonas (5) hingegen hatten es die Riesen angetan. Er war mit seinem Opa gekommen – und genoss die märchenhafte Zeit.
An Kolja Liebschers Puppenbühne ist alles selbst gezimmert, bemalt, genäht. Sorgfältig sind alle Details gestaltet. Das Königsschloss ebenso wie der Wald aus Sperrholz. Zwei Stunden braucht der Puppenspieler, um den Schauplatz für ein solch großes Stück aufzubauen. Und ebenso lange braucht er, um alle Utensilien wieder sorgfältig zu verpacken. „Aber das gehört dazu“, meint Kolja Liebscher. Doch solch ein großes Stück wie das Schneiderlein will er erstmal nicht mehr inszenieren. „Ich muss mal wieder einfache, kleinere Stücke erarbeiten“, meint er. Ihm schwebt ein Stoff aus der Region vor, ähnlich der „Trollblume“, vielleicht sogar die Slusia-Sage. Ein Stück, mit dem man auch touristische Angebote bereichern könne. Die „Thüringen Welt“, das Netzwerk zur Kooperation auf dem Gebiet des Tourismus, in dem er Mitglied ist, sei eine gut Möglichkeit. „Ich bin dort zum Beispiel bei den Veranstaltungen am Bahnhof Rennsteig dabei, oder im ,Goldenen Hirsch‘ in Suhl-Neundorf. Warum sollte ähnliches nicht auch in Schleusingen gehen“, schmiedet er Pläne. „Aber dazu muss ich erstmal was anbieten können.“
Dabei hat der Schleusinger nun auch noch eine neue Aufgabe. Gerade ist er in den Vorstand der nationalen Sektion der Unima gewählt worden. Die Internationale Vereinigung der Puppenspieler hat in 63 Ländern 6400 Mitglieder. Und Kolja Liebscher konnte sich bei der Vorstandswahl der deutschen Sektion klar gegen vier Mitbewerber durchsetzen. „Ich werde viel reisen müssen, zu den Vorstandssitzungen und den Kontakt zu den anderen Bühnen halten, Vorstellungen in den Puppentheatern besuchen. Und den Ost-West-Konflikt der auch in der Unima-Sektion noch schlummert, den will Kolja Liebscher abbauen helfen. „Wir sind Puppenspieler aus einem Land. Punkt.“
aktualisiert von Thomas G. Marzian, 23.04.2010, 14:36 Uhr