10 Jahre erfogreiche Veranstaltungen im Roten Ochsen – und was geschieht im elften?
Als zur Eröffnung des Künstlerhofes am 03. Mai 2002 und an den nachfolgenden Tagen der offenen Tür ca. 3000 Besucher in die Elisabethstraße 8 nach Schleusingen kamen, konnte man daraus ableiten, dass die Aktivitäten der Stiftung – Vergabe von Stipendien an junge Künstler jeder Kunstrichtung am Beginn ihrer Karriere und die Gestaltung öffentlicher Veranstaltungen für ein kulturell interessiertes Publikum in Schleusingen und in der Region – große Akzeptanz finden würde.
In der Tat – wenn man die vergangenen Jahre Revue passieren lässt, wird man feststellen können, dass eine Erfolgsgeschichte geschrieben wurde – jedes Jahr residierte für ein halbes Jahr ein junger Mensch im Roten Ochsen, arbeitete mit der Schleusinger Jugend und präsentierte die Arbeitsergebnisse der Öffentlichkeit, zugleich gingen bis zu 40 Veranstaltungen pro Jahr über die Bühnen des „Großen Saales“ im restaurierten Gebäude von 1608 und des im Rahmen der Restaurierung des gesamten Anwesens im Hof des Ensembles entstandenen Amphitheaters.
Um so bedauerlicher ist es, daß der Vorstand in seiner Sitzung am 14. März 2012 die Entscheidung treffen musste, die Veranstaltungstätigkeit im Künstlerhof zunächst auszusetzen und in diesem Jahr lediglich eine Stipendiatin zu betreuen. Der immense Umfang programmorganisatorischer, kulturpolitischer, kunstvernetzender, repräsentativer und öffentlichkeitswirksamer Arbeit kann ehrenamtlich durch die Mitglieder des Vorstandes leider nicht mehr realisiert werden. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Vorsitzende des Kuratoriums Klaus-D. Niemann angekündigt, zum Ende des Jahres seine aktive Mitarbeit einzustellen, zumindest erheblich einzuschränken, da er aus Gesundheits- und Altersgründen die häufige Fahrleistung nach Schleusingen nicht mehr erbringen könne. Gerade im letzten Jahr war er 120 Tage in Schleusingen und 25.000 km in Sachen Roter Ochse im Auto unterwegs. Weitere 200 Stunden mussten aufgewendet werden, um den Vorstand bezüglich Verhandlungen mit Künstlern, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Erstellen von Info- und Werbematerial u. Ä. zu unterstützen. Da die Kapazität der amtierenden Vorstandsmitglieder weitestgehend erschöpft ist, besteht keine Möglichkeit, die Tätigkeiten des Ehepaares Niemann vollumfänglich zu übernehmen. Einzige Alternative wäre ein Programmangebot auf „Sparflamme“, was aber zu Lasten der Qualität ginge.
Über ein Jahr lang hat der Vorstand zusammen mit dem Stifter an der Lösung des Personalengpasses gearbeitet und dabei mehrere Gespräche mit Interessierten geführt. Entweder hielt die Bereitschaft zur Mitarbeit nach Beschreibung des Arbeitsumfanges nicht an, oder aber die Bewerber konnten aus unterschiedlichen, immer aber mehreren Gründen den Anforderungen nicht gerecht werden. Noch dazu wurde die Unterstützung von Verantwortlichen im Kulturbetrieb der Stadt Schleusingen immer geringer. Auch fühlen sich die meisten Vorstandsmitglieder vom Kuratorium wenig unterstützt. Bedauernswert sind zudem die subjektiven, auf einzelne Personen im Künstlerhof bezogenen Vorbehalte weniger Bürger, die für sie wichtiger scheinen als das gemeinsame Interesse an einer kulturell außergewöhnlichen Stadt. Selbstkritisch muss eingeschätzt werden, dass das Konzept, anspruchsvolle künstlerische Veranstaltungen in den Bereichen Tradition, Experiment und regionaler Volkskunst durchzuführen - fernab des Mainstreams - nicht mehr aufzugehen scheint. In Schleusingen – so die Erfahrung – besteht nur ein geringer und dazu stetig abnehmender Bedarf an solchen Angeboten. Trotz alledem wird an einer Wiederbelebung der öffentlichen Veranstaltungen im Roten Ochsen hinsichtlich Mitarbeit, Konzept und Umfeld gearbeitet. Abschließend möchte sich der Vorstand mit Nachdruck für die Ausdauer und das Engagement der Stifterfamilie bedanken und spricht seinen herzlichen Dank den fleißigen Mitarbeitern des Freundeskreises, den rührigen Akteuren und allen treuen Gästen aus.
DER AMTIERENDE VORSTAND
der Stiftung Künstlerhof Roter Ochse Schleusingen
aktualisiert von Thomas G. Marzian, 13.04.2012, 08:37 Uhr |