Verena Hahn möchte wiederkommen
Verena Hahn hat ihr Stipendiat im Künstlerhof Roter Ochse beendet. Sie wurde Sonntagabend verabschiedet - ihre Abschluss-Ausstellung "Weltenbilder" geschlossen.
Von Karin Schlütter
Schleusingen - Viele Besucher hatten sich am frühen Sonntagabend im großen Saal des Künstlerhofes Roter Ochse versammelt. Noch einmal sind sie durch die Ausstellung "Weltenbilder" gebummelt. Hier hat Verena Hahn Arbeiten ausgestellt, die in ihrer Stipendiatenzeit im Künstlerhof entstanden sind (Freies Wort berichtete nach der Vernissage am 16. Oktober).
Die große Resonanz auf die Einladung zur Finissage spricht dafür, wie sich die Künstlerin, die aus der Edelstein-Stadt Idar-Oberstein stammt und heute in Weimar lebt, hier im kleinen beschaulichen Städtchen eingebracht, Kontakte gesucht und gefunden und mit ihrer Arbeit Anerkennung und Sympathie erworben hat.
Das war durchaus nicht allen Stipendiaten eigen, wie es auch Hans-Joachim Heß vom Vorstand der Künstlerhof-Stiftung sagte. "Ich gestehe, dass ich Probleme habe mit experimentellen Künstlern." Bei Verena Hahn habe er zum ersten Mal das Gefühl gehabt, zu verstehen, was sie mit ihrer Kunst macht. Sie erklärt ihr Handwerk und eröffnet dem Betrachter den Raum für eigene Gedanken. Auch in der Ausstellung "Parasiten und Symbiosen", die sie mit anderen Künstlern zum Tag der offenen Ateliers, gezeigt hat, war das angenehm zu spüren. Sie habe auch verstanden, jungen Leuten experimentielle Kunst zu vermitteln. und wie wichtig es ist, jungen Menschen klar zu machen, was man mit Kunst ausdrücken kann. Das hat Verena Hahn auch im Workshop mit Kindern aus der Region praktiziert.
Die Künstlerin selbst, die sich sehr über die Resonanz bei der Finissage freute, sagte, Schleusingen sei eine wichtige Begegnung für sie gewesen, in der viel in Bewegung gekommen sei, auch für sie persönlich. Es war eine arbeitsintensive Zeit, in der sie auch viel draußen war in der Natur, um zu entdecken, was den Ort ausmacht, die Menschen in ihrer Umgebung zu erleben und zumindest in Ansätzen zu begreifen.
Im Roten Ochsen habe sie sich sehr wohl gefühlt und sie wünsche den Machern viel Kraft und Energie, dass es hier weitergeht. Wie es mit dem Ochsen weitergeht, steht noch in den Sternen, auch ob es im nächsten Jahr wieder eine Veranstaltungstätigkeit gibt. Aber ein Stipendiat soll im Mai 2013 wieder hier einziehen, hatte Stifter und Kuratoriumsvorsitzender Klaus D. Niemann schon angekündigt. Die Ausschreibung läuft schon. Ganz tot ist der Ochse noch nicht.
Und auch Verena Hahn wird sich nicht komplett von Schleusingen verabschieden. "Ich möchte im nächsten Jahr für ein Folgeprojekt wiederkommen", erklärte sie. "Mich interessieren alte Kulturtechniken und ich habe hier in der Region viele Spuren von Porzellan entdeckt, alte Porzellanformen, die ich eingebaut in Gebäuden gefunden habe. Ich möchte sehen, wie das mit der Region verknüpft ist und mit den Leuten hier gemeinsam auf Spurensuche gehen."
Stipendium auch 2013
Auf Spurensuche der Ausstellung "Weltenbilder" gingen viele Besucher der Finissage im Atelier des Neubaus. Dort, wo Verena Hahn ihre Installation mit Pflanzensäften in Glaskolben aus Lauscha aufgebaut hat. Und siehe da, die meisten der Glaskolben, die zur Eröffnung für ein faszinierendes Farbenspiel sorgten, wahren nach zwei Wochen leer getropft, so wie sich Sonnenlicht, Besucherpulks oder andere Einflüsse auf die Atmosphäre auswirkten.
Verena Hahn hat Spuren hinterlassen, auch wenn ihre Installation jetzt verschwindet. Die Breitenbacher Hobbymalerin Helga Hübner, die so beeindruckt war von der jungen Künstlerin reicht ihr zum Abschied einen kleinen Strauß: "Die letzten Blumen aus meinem Garten."
aktualisiert von Thomas G. Marzian, 30.10.2012, 12:11 Uhr |