Home






Pressearchiv
17.04.2013 - FREIES WORT - Lokalausgabe Hildburghausen Übersicht | Drucken

Regen, Sturm und viel Gastfreundschaft

Marie Kynast und Johannes Ehrhardt machten auf dem Olavsweg durch Norwegen ganz neue Pilger-Erfahrungen

Schleusingen - Nach Sonne, Hitze, Staub und jeder Menge Mitpilgerer auf dem Jacobsweg erlebten Marie Kynast und Johannes Ehrhardt auf ihrer zweiten Pilgertour, die sie im August 2012 auf den Olavsweg nach Norwegen führte, das komplette Gegenteil. "Wir waren ganz alleine unterwegs, haben auf den ganzen 600 Kilometern Weg nur zwei Mitpilger getroffen", berichteten sie am Samstagabend beim Ochsenkino im Künstlerhof den Gästen. Sturm, Regen und bisweilen eisige Temperaturen waren ihre ständigen Begleiter, außer Kühen, Schafen und Pferden trafen sie zwischen den Siedlungen so gut wie niemanden an. "So hatten wir viel mehr Zeit für uns, Zeit, mal an gar nichts zu denken und uns einfach nur aufs Wandern zu konzentrieren", schwärmen sie noch jetzt.

Aber so romantisch es klingen mag, zu zweit durch grüne Wälder zu ziehen und ab und an eine kleine Siedlung zu passieren - es gab, so jedenfalls war es dem Film zu entnehmen, der aus der Pilgertour entstanden ist - auch Momente, wo sich Marie einfach nichts sehnlicher wünschte als einfach nur ihr eigenes Bett. "Der Olavsweg ist deutlich anstrengender als der Jacobsweg", haben sie festgestellt, weshalb sie guten Freunden zum Pilgern gern letzteren empfehlen, allen anderen hingegen den durch Norwegen.

Schon am zweiten Tag nach dem noch sonnigen Start in Oslo, wo der Weg anfangs noch eine ganze Weile neben einer Autobahn entlang führt, waren am Morgen Zelt und Kleidung klamm, die ersten Kilometer mit den 20 und 15 Kilogramm schweren Rucksäcken verursachten ordentliche Schmerzen beim Laufen. "Aber das wussten wir ja, darauf waren wir vorbereitet", kommentierte Johannes im Film.

Dennoch machte den beiden das Wetter wortwörtlich einen Strich durch die Rechnung. "Wir hatten sicher knapp kalkuliert, aber die Preise in Norwegen haben uns dann doch ganz schön geschockt", erzählte Marie, denn wegen des häufigen Regens konnten sie nicht wie geplant öfter im Zelt schlafen und mussten sich in teils teure Herbergen einmieten. Aber auch da zeigten sich beide als weltgewandte und wenig scheue junge Leute: Für einmal Rasenmähen oder Beerenpflücken gab es auch mal eine Unterkunft kostenlos, oder Marie und Johannes haben eben gefeilscht und - ja, auch das - geradezu gebettelt. Dennoch: "Wir haben die Norweger als überaus gastfreundliche Menschen erlebt, die uns mit Wasser, Essen, Unterkunft oder gar Geld geholfen haben." Nach 23 Lauftagen und rund 600 Kilometern Weg durch unterschiedlichstes Gelände hatten sie schließlich ihr Ziel erreicht: Den Dom von Trondheim. Vom Moment der Ankunft gab es leider meine Videoaufnahmen - die Kamera war wegen der Nässe ausgefallen.

Im Einklang mit Gott und der Natur zu wandern, fern vom Alltag des Studiums in Jena und die tollen Erfahrungen vom ersten Pilgerweg als Hintergrund - das war die Motivation für Marie und Johannes, sich erneut auf den Weg zu machen. Und es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass die beiden nicht einfach nur Urlaub machen, sondern auf Pilgertour gehen. "Rom wäre noch ein Ziel", sagt Johannes. Nur wann - das steht noch nicht fest. jrg

aktualisiert von Thomas G. Marzian, 18.04.2013, 19:22 Uhr
Startseite | Kontakt | Impressum | Datenschutz © Roter Ochse Schleusingen