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11.06.2010 - FREIES WORT - Lokalausgabe Hildburghausen Übersicht | Drucken

Schülerfreiwilligentag Weil Ehrenamt auch Spaß macht

Von Waltraud Nagel und Karin Schlütter

Hildburghausen/Schleusingen - Ein heißer Tag, nicht nur der sommerlichen Hitze wegen. Im wahrsten Sinne des Wortes schweißtreibend ist er für 540 Mädchen und Jungen aus 14 Schulen des Landkreises. Sie haben sich gestern freiwillig bereit erklärt, in der Kreisstadt und in Schleusingen einige Stunden ehrenamtliche Arbeit in Vereinen und Einrichtungen zu leisten. An 63 Standorten sind sie am Nachmittag aktiv. Noch vor einem Jahr hatten sich nur 175 Kinder und Jugendliche an 14 Standorten am ersten Freiwilligentag des Landkreises beteiligt.


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Dirk Lindner (l.) und Henry Worm besuchen die vier Gymnasiastinnen, die im Künstlerhof Keramiken katalogisierten.


Die Resonanz in diesem Jahr zeige, wie groß das Interesse der jungen Leute am Ehrenamt sei, so Rolf Kaden, der zweite Beigeordnete des Landrats zur Eröffnung im Landratsamt gestern Mittag. Das Jugendorchester Gleichamberg und der Seniorenchor gestalten das musikalische Programm mit. Sie werden dann auch noch in verschiedenen Einrichtungen auftreten. "Jugend und Senioren arbeiten zusammen", sagt Kaden. Und das müsse gerade im Ehrenamt auch so sein.

Die andere Seite der Jugend

In der Aula des Schleusinger Rehazentrums begrüßen eine Stunde früher Marion Seeber, die Ehrenamtsbeauftragte des Landkreises, und Dirk Lindner, der Sozialamtsleiter der Kreisverwaltung, 304 Schülerinnen und Schüler aus der Regelschule "Gerhart Hauptmann" und dem Hennebergischen Gymnasium "Georg Ernst". Das Kinder- und Jugendorchester "Singertaler" aus Themar sorgt für flotte Klänge und Dirk Lindner lobt die Mädchen und Jungen, die "freiwillig ehrenamtlich helfen wollen". Die Jugend sei durchaus nicht so, wie sich ihr Bild in der öffentlichen Wahrnehmung oft darstelle und das von Komasaufen, Drogen etc. geprägt sei.

Und dann schwärmen die jungen Leute in Begleitung ihrer Vereinsvertreter aus in ihre Wunschvereine und -betriebe. Marie-Luise, Isabel aus der 10. und Pauline und Franziska aus der 7. Klasse des Gymnasiums in den Künstlerhof Roter Ochse. "Weil wir uns für Kunst interessieren", erklären sie. Die Mädchen werden hier beim Aufbau der Ausstellung von Dr. Ingrid Germer helfen und Keramikarbeiten von Schülern katalogisieren, die ausgestellt sind.

Schon ganz im Fußball-WM-Fieber ist die größte Schleusinger Gruppe an diesem Nachmittag beim SC 07 unterwegs. Hier beschäftigen sich Manuel und Peter vom jungen Vorstands-Team mit den Kindern und Jugendlichen. Tabea, Leon, Lucas, Jacob und die anderen wollen aber am liebsten selbst gleich an den Ball und auf dem Rasenplatz kicken.

26 Mädchen und Jungen sind indes Gäste des DRK-Kreisverbandes Suhl. Sarah und Sophie vom Gymnasium und Teresa, Laura und Kate von der Regelschule wollen sehen, "wie das hier so abläuft", erzählt Teresa. "Wir haben schon in Suhl und in Zella-Mehlis in Altenheimen geholfen." Den Gästen der Tagespflege in Schleusingen ervieren sie den Kaffee.

Als sich Tina und Jenny aus der 7. Klasse des Gymnasiums für die Arbeit der Wasserwacht angemeldet hatten, konnten sie noch nicht wissen, welch heißer Tag ihnen bevorsteht. Sie haben im Schleusinger Schwimmbad gestern wohl den kühlsten Job. Bolko Stange erklärt ihnen und den anderen erste einfache Griffe, die ein Rettungsschwimmer zu absolvieren hat. Die Mädchen probieren das auch gleich aus. Und Jenny könnte sich schon vorstellen, vielleicht mal Rettungsschwimmerin bei der Wasserwacht zu werden.

Ein wenig Abkühlung hätten sich der Gesangverein Harmonie St. Kilian, das Kinder- und Jugendblasorchester Römhild und der Chor des Gymnasiums sicher auch gewünscht. Sie ziehen von Haus zu Haus und bringen Lieder und Musik zu den Bewohnern der Kurzzeitpflege der Henneberg-Klinik, ins Wilhelm-Augusta-Stift, in den Tina-Treff und in der Tagespflege. Junge Talente der Albert Schweitzer-Förderschule bringen an diesem Tag Freude in soziale Einrichtungen der Kreisstadt.

Helfer werden gebraucht

Auch in Hildburghausen haben inzwischen die Mädchen und Jungen ihre Einsatzorte erreicht. Oft sind es auch dort Ehrenamtliche, die den Tag mit viel Aufwand vorbereitet haben und mit ihrer Arbeit den jungen Leuten ein Beispiel geben - wie bei der Hildburghäuser Tafel. Es ist Ausgabetag und Paula, Laura und Michelle vom Gymnasium Georgianum füllen die Beutel der Kunden mit Brot, Obst und Gemüse, fragen, ob es vielleicht auch ein bisschen Kuchen sein darf. Dieter Gönder freut sich, dass er heute von so netten jungen Mädchen bedient wird. Er kommt regelmäßig, um Lebensmittel zu holen, aber er hilft auch ab und an selbst ehrenamtlich mit. Für die Mädchen einer fünften Klasse ist der Nachmittag ein schönes Erlebnis. "So hilfsbereit zu sein, ist schön", sagen sie. Diana Gütter von Diakonie-Werk als Träger der Einrichtung freut sich über das Interesse der Kinder.

Auch im Stadtmuseum bei Michael Römhild sind Schüler fleißig bei der Arbeit. Nach einer kurzen Einführung in die Tätigkeit des Museums und die Arbeit von ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern geht es praktisch zur Sache. Etwa eine halbe Tonne Scherben von Grabungen in Braugasse und Salzmarkt sind noch zu reinigen. Nur einen kleinen Teil davon werden die Jungs einer neunten Klasse der Curie-Schule schaffen. Mathias, Philipp und Marcel finden es spannend, was man aus diesen Stücken noch herauslesen kann über das Leben im Mittelalter.

Besonders viele Schüler interessieren sich auch in Hildburghausen für soziale Einrichtungen. Eine der größten Gruppen folgt Pflegedienstleiterin Cordula Glaßer und Heimleiter Sacha Limberg ins Caritas-Heim. Es sind alles Mädchen vom Hildburghäuser Gymnasium, das einen Kooperationsvertrag mit dem Caritas-Heim hat. Beruflich wollen Chiara, Alice oder Vanessa zwar nicht in die Pflegerichtung gehen, aber ehrenamtlich mit älteren Menschen umzugehen, können sie sich schon vorstellen.

Pflege hat viele Facetten

In drei Bereichen werden sie an diesem Nachmittag tätig sein. Eine Gruppe bastelt mit den Senioren, einen andere lernt den Dementen-Bereich des Heims kennen und eine dritte beschäftigt sich mit hauswirtschaftlichen Aufgaben. "Solch ein Tag bedeutet auch für uns einen großen Aufwand, aber wir sind sicher, es lohnt sich, junge Leute und Senioren zusammenzuführen", meinen Glaßer und Limberg.

Der Freiwilligentag hat sich auf jeden Fall gelohnt, sind sich Marion Seeber und Volker Düssel, der Vorsitzende der Thüringer Ehrenamtsstiftung, einig. Dass das Ehrenamt auch von Landesseite hoch geschätzt wird, bewies die Anwesenheit aller drei Landtagsabgeordneten von CDU, SPD und Linken. Henry Worm, Uwe Höhn und Tilo Kummer. "Ehrenamt erfordert viel Zeit, aber ihr erfahrt darin auch Dankbarkeit und viel Freude", hatte Düssel am Mittag den jungen Leuten mit auf den Weg gegeben.




aktualisiert von Thomas G. Marzian, 11.06.2010, 11:44 Uhr
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